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Stiftung nimmt am Forum Sport und Bewegung im Fußballmuseum Dortmund teil

Stiftung nimmt am Forum Sport und Bewegung im Fußballmuseum Dortmund teil

Bericht dfb.de

"Macht es möglichst alle": Wie nicht nur die Sportstiftungen helfen

Sepp Herberger wäre bestimmt stolz darauf, was seine Enkel getreu seinem Lebensmotto "Wer oben ist, darf die unten nicht vergessen" im Jahr 2017 leisten. Eine Podiumsrunde im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zeigte nun, dass Gutes tun manchmal gar nicht so einfach ist. Der Abend zum Thema Sportstiftungen unter der Überschrift "Herbergers Enkel: Sportlich erfolgreich, sozial engagiert" bot einen Einblick in die vielfältige Stiftungsarbeit im Land des Weltmeisters.

Von rund 20.000 Stiftungen in Deutschland sei jede zehnte eine sportfördernde Stiftung, sagte Sønke Burmeister in seiner Einführung. Burmeister ist Leiter des Forums Sport und Bewegung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, der die Veranstaltung ebenso unterstützte wie die DFB-Stiftung Sepp Herberger. "Stiftungen sind nichts anderes als Instrumente bürgerlichen Engagements, wer sich dauerhaft in einem bestimmten Bereich, der ihm besonders wichtig ist, engagieren will, kann das in einer Stiftung tun", erklärte Burmeister, ehe er das Wort an Miriam Herzberg übergab.

Talkrunde mit DFB-Vize, BVB-Profi und Zehnkampf-Olympiasieger

Die Leiterin Medien und Kommunikation beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig führte kenntnisreich durch den Abend, nicht zuletzt dank ihrer Funktion als geschäftsführender Vorstand der Eintracht-Braunschweig-Stiftung. Dass die Runde über die angepeilten 90 Minuten hinaus in eine halbstündige Verlängerung ging, war den spannenden Gästen zu verdanken: BVB-Profi und Stifter Neven Subotic, Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk sowie Eugen Gehlenborg, der als DFB-Vizepräsident für Sozial- und Gesellschaftspolitik gleichzeitig auch Vorsitzender der DFB-Stiftungen Egidius Braun und Sepp Herberger ist.

Gehlenborg erinnerte an Herberger, wie dieser 1970 erstmals die Justizvollzugsanstalt Bruchsal besuchte, woraus sich später die Resozialisierungsinitiative "Anstoß für ein neues Leben" der Sepp-Herberger-Stiftung entwickelte. Der Weltmeister-Trainer von 1954 habe auch immer wieder seine Spieler dazu ermuntert, sich für andere einzusetzen, berichtete Gehlenborg: "Seine soziale Einstellung war: Wir können über den Fußball vieles zurückgeben, weil wir die Menschen durch den Fußball direkt erreichen."

"Ihr erreicht die Menschen mit Fußball"

Beeindruckt von der Strahlkraft des Fußballs zeigte sich auch Olympiasieger Christian Schenk. "Rund zwei Drittel der Deutschen interessieren sich für Fußball", sagte der 52-Jährige, der nach seiner Karriere in vielen sozialen Projekten engagiert und seit 2016 Vorstand der Stiftung Herzenswunsch mit Sitz in Teltow ist. "Es ist ein großes Glück, dass ihr die Menschen mit Fußball erreicht", so der Goldmedaillengewinner von 1988, der auch als TV-Experte und Eventagenturinhaber erfolgreich ist, in Richtung von Neven Subotic.

Seit Kurzem koordiniert Christian Schenk auf der Ostseeinsel Rügen die Bereiche Sport und Kultur in der Stadtverwaltung von Bergen. Schenk betonte, der Fußball als Massenphänomen bringe eine besondere gesellschaftliche Verantwortung mit sich.

Subotic: "Welt ist größer ist als die zwei, drei Kilometer um mich herum"

Dieser stellt sich Neven Subotic seit geraumer Zeit, seit 2012 auch in der Neven-Subotic-Stiftung. Zuvor hatte der Profi von Borussia Dortmund sich mit existenzielleren Fragen beschäftigt: "Ich habe mich gefragt: Ist es wirklich richtig, dass der Fokus der wirtschaftlich stärksten Länder der Welt auf sich selbst gerichtet ist?" Die Antwort darauf fand er in der Gründung seiner eigenen Stiftung. Die setze sich dafür ein, "Kindern in den ärmsten Ländern der Welt eine Zukunftsperspektive zu schaffen", so der 28-Jährige.

In der Winter- und Sommerpause hilft er selbst mit, die Wasserprojekte in Äthiopien zu unterstützen, etwa beim Brunnenbau. Die Beweggründe für seinen Einsatz? "Das ging nicht von einem Tag auf den anderen", sagte der bosnisch-serbische Kriegsflüchtling, der 1990 nach Deutschland kam. Seine eigene Familie habe ihm das vorgelebt, auch wenn sie nicht privilegiert gewesen sei. "Meine Mutter war Putzfrau, mein Vater arbeitete auf dem Bau, aber sie haben sich für andere Menschen eingesetzt, Hilfsgüter in die Kriegsgebiete nach Bosnien geschickt. Da habe ich mitbekommen, dass die Welt größer ist als die zwei, drei Kilometer um mich herum."

Egidius-Braun-Stiftung weltweit tätig

Weltweit setzt sich auch die DFB-Stiftung Egidius Braun ein. Eugen Gehlenborg verwies auf über 30 Jahre Mexico-Hilfe, die nach der WM 1986 ins Leben gerufen worden war. Unlängst wurde der Neubau einer Berufsschule eingeweiht, wo künftig im dualen System junge Menschen aus- und fortgebildet werden. "Wo Weltmeisterschaften waren, hat sich der DFB auch sozial engagiert - bis heute", sagte Gehlenborg und sprach vom "doppelten Weltmeister, fußballerisch und sozial".

Der Niedersachse führte aber auch andere Stiftungen ins Feld: von den Ehrenspielspielführen der Nationalmannschaft Uwe Seeler, Jürgen Klinsmann und Franz Beckenbauer zum Beispiel, von Vereinen wie Borussia Mönchengladbach oder dem BVB. "Es gibt immer mehr Stiftungen", sagte Gehlenborg. Angesichts immer höherer Summen im Fußball und steigender Spielergehälter begrüßte er die Initiative "Common Goal", bei der Profis wie Weltmeister Mats Hummels ein Prozent ihres Bruttogehalts für wohltätige Zwecke spenden. Dazu der DFB-Vizepräsident: "Da muss ich sagen: Macht es möglichst alle!"

Mit dieser Forderung stieß er bei einem Zuhörer auf besonders offene Ohren: Johannes Axster. Der Non-Profit-Experte ist Direktor Partnerschaften von "Streetfootballworld", einem gemeinnützigen Netzwerk aus Berlin, das "Common Goal" angestoßen hat und begleitet. Hinter dem Projekt stecke die "Idee, wie man mit Fußball den sozialen Wandel betreiben kann", sagte Axster. Von den spendenwilligen Profis seien alle von selbst auf sie zugekommen, erzählte Axster. Der große Wunsch der "Common-Goal"-Initiatoren: "Dass das zum Standard wird, in die Verträge reingeht und so noch mal eine ganz andere Form von Engagement wird."

"Arbeit der Stiftungen besser erklären"

Einig waren sich alle Beteiligten über die fehlende Aufmerksamkeit für einen Großteil der vielen Sportstiftungen, teilweise aber auch mangelnde Transparenz. "Es ist ganz wichtig, dass wir die Arbeit der Stiftungen besser erklären", forderte Christian Schenk. Miriam Herzberg wünschte sich von den Medien eine intensivere Berichterstattung über Sportstiftungen. Eugen Gehlenborg formulierte den Wunsch nach einem Kooperationsgremium der Stiftungen im Fußball, um sich gemeinsam noch stärker und gezielter positionieren zu können.

Gehlenborg sagte, bei allen sozialen Aktivitäten sei es wichtig, "den Anliegen ein Gesicht zu geben, und zwar ein authentisches". So wie Otto Rehhagel als aktives Kuratoriumsmitglieder der Sepp-Herberger-Stiftung, oder Ottmar Hitzfeld und Oliver Kahn als Botschafter. Gehlenborg nannte auch Oliver Bierhoff, der sich gemeinsam mit seiner Frau Klara für die Mexico-Hilfe engagiert. Oder eben Neven Subotic mit seiner Vita und seinem außergewöhnlichen Engagement. "Wir versuchen, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen, wenn es geht persönlich", meinte der Profi. Eins stehe für seine Stiftung fest: "Wir werden es nicht dazu kommen lassen, dass jemand spendet und dabei gar nicht weiß, was mit dem Geld passiert." Diese Einstellung hätte wohl auch Sepp Herberger gefallen.
[tl]


Bericht fussballmuseum.de

Sportlich erfolgreich – sozial engagiert

„Wie sieht denn der ganz normale Profi aus?“ In einem Interview mit der Funke Mediengruppe im Vorfeld der heutigen Begegnung in England stellt Nationalspieler Lars Stindl diese Gegenfrage. Als Antwort auf die Bemerkung, dass er nicht ganz der Norm entspräche, weil er sich vor Auswärtsspielen gerne auch über Land und Leute informiere.

Der normale Profifußballer – so die These der Fragesteller - sei doch eher „ein Spieler, der auf das Geld schaut, der von einem zum nächsten Verein pendelt, ein Legionär eben.“ Stindl meistert die Konfrontation mit dem Klischee souverän und erhält zur gleichen Zeit aus weiter Entfernung beeindruckende Unterstützung von Neven Subotic.

Der serbische BVB-Star ist kein aktueller Nationalspieler und so mancher Journalist oder Fan hätte ihn während der Länderspielpause vom Bundesliga-Alltag ausspannend, an einem sonnigen Ort in südlichen Gefilden vermutet, womöglich auf einer Yacht. Wie das normale Profifußballer wohl so machen. Doch Neven Subotic spricht im N11-Restaurant des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund vor rund 60 Gästen gemeinsam mit Moderatorin Miriam Herzberg, Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk und Eugen Gehlenborg, den Vorsitzenden der DFB-Stiftungen, über seine Motivation, sich als Sportler sozial zu engagieren.

Im Hintergrund laufen Bilder, nicht etwa von den großartigen Erfolgen, die er seit 2008 mit dem BVB errungen hat, sondern es sind Eindrücke von seiner Stiftungs-Arbeit. Sie zeigen ihn in einer kargen Landschaft in Afrika, umgeben von Kindern. Neven Subotic hebt die vor ihm platzierte Sprudelflasche nach oben: „Für diese Kinder ist es nicht normal, frisches Trinkwasser zur Verfügung zu haben.“ Mit seiner Stiftung stellt Subotic an Orten wie diesen Mittel für den Brunnenbau zur Verfügung. Er begleitet diese Projekte aus nächster Nähe, legt selbst mit Hand an, kommt mit den Einheimischen ins Gespräch, zaubert den Kindern ein Lächeln ins Gesicht und verbessert mit seinem Engagement ihre Überlebens- und Entwicklungschancen drastisch. „Ich habe als Profifußballer ausreichend Zeit, um mich zu engagieren. Natürlich bin ich im Training und im Spiel fokussiert, aber die Welt ist viel breiter als das, was um mich herum stattfindet.“

Bei Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk ist der Ursprung seines gesellschaftlichen Engagements anders gelagert. „Einerseits hatte ich das Gefühl, als erfolgreicher Athlet privilegiert zu sein und deshalb das Bedürfnis, etwas zurückzugeben. Andererseits war es aber auch schwierig, nach der intensiven Zeit als Sportler im normalen Leben Fuß zu fassen. Das verursachte bei mir depressive Phasen.“ So gab ihm sein Mitwirken im „Bündnis gegen Depression“ zunächst persönliche Orientierung. Gleichzeitig machte er auf eine in der Gesellschaft weitgehend tabuisierte Problematik aufmerksam und verhalf damit vielen betroffenen Menschen, sich Gehör zu verschaffen. „Und wenn es gelingt, auch nur zwei oder drei Notleidenden zu helfen, bestärkt mich das sehr in meinem Tun“. Inzwischen bringt er seine Erfahrungen als Sportler in verschiedenste Projekte mit ein. „Erkenne Deine Stärken“ ist ein Berufsbildungsangebot für Jugendliche und Studierende, gemeinsam mit der Deutschen Sporthilfe initiierte er das „Sporthilfe Elite Forum“, bei dem es um die Karriere nach der Karriere geht. Darüber hinaus engagiert er sich seit einigen Jahren als Botschafter der SOS-Kinderdörfer.

Vorbildlicher Einsatz, wie ihn Neven Subotic und Christian Schenk täglich zeigen, spiegelt sich auch in der Arbeit der Sepp-Herberger-Stiftung wieder. Ihr Vorsitzender Eugen Gehlenborg, zugleich DFB-Vizepräsident für Sozial- und Gesellschaftspolitik, hebt hervor, wie wichtig die Unterstützung aktueller oder ehemaliger Spieler ist: „Wenn Cacau, der mit 19 Jahren aus Brasilien nach Deutschland gekommen und inzwischen deutscher Staatsbürger mit 23 Einsätzen für die Nationalmannschaft ist, Kindern mit Migrationshintergrund erklärt, dass Integrationsprozesse am besten über das Erlernen der Sprache funktionieren, dann klingt das sehr glaubwürdig. Als fußballerisches Vorbild erreicht er zudem schnell und besondere Aufmerksamkeit.“

Ehrenspielführer Fritz Walter war der erste, der seinen ehemaligen „Chef“ und Stiftungs-Namensgeber Sepp Herberger bei dessen sozialem Engagement unterstützte. Er begleitete ihn in Justizvollzugsanstalten, um die Resozialisierung von Strafgefangenen mit zu gestalten. Zudem lag Herberger die Fürsorge für seine Spieler auch nach ihrer aktiven Karriere sehr am Herzen. Und sie – neben Fritz Walter vor allem auch Horst Eckel und Uwe Seeler – dankten es ihm mit ihrem Engagement für seine Stiftung, die der DFB anlässlich Herbergers 80.Geburtstag, einen Monat vor seinem Tod, ins Leben gerufen hat. Eugen Gehlenborg betont aber auch: „Das Gesicht muss passen“, das heißt, wie bei Cacau spielt bei jedem Stiftungsprojekt die Glaubwürdigkeit der prominenten Mitstreiter eine wesentliche Rolle. Und die grundsätzliche Bereitschaft, Herbergers Worte, „Wenn man oben ist, muss man sich um die unten kümmern“ als Leitsatz für das eigene Handeln zu verinnerlichen.

Die Überschrift für den erkenntnisreichen Abend im Deutschen Fußballmuseum könnte lauten: „Tue Gutes und rede darüber“. Das wäre auch im Sinne von Christian Schenk. Denn der zeigte sich sehr überrascht von Neven Subotics umfangreicher Stiftungsarbeit: „Das war mir in der Form nicht bewusst.“ Und noch eines wurde offensichtlich: Subotic steht mit beiden Beinen mitten im Leben – ein normaler Profifußballer eben.

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  • Datum: Donnerstag, 09 November 2017
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